20 Jahre "Pferdefest des Nordens" - Ein Blick hinter die Kulissen
20 Jahre ist es inzwischen her, dass Ingrid Thomsen, Dörte Rehse-Behnke, Alfred „Fredi“ Schwarze und ihr Team den Grundstein für eine Veranstaltung legten, die zu einer der schönsten und wichtigsten des Landes werden sollte. Und auch wenn das Team mit den Jahren wechselt, ist die Begeisterung doch ungebrochen.
Bad Segeberg. Nein, eigentlich nicht nur Bad Segeberg. Aus ganz Schleswig-Holstein kommt das Team zusammen, das Jahr für Jahr alles daran setzt, dass das Landesbreitensportturnier als „Pferdefest des Nordens“ gefeiert werden kann. Und in diesem Jahr sind die Ziele besonders hoch, denn wir feiern 20-jähriges Jubiläum.
Als am 25. August 1996 das allererste Landesbreitensportturnier stattfand, hätte wohl niemand zu träumen gewagt, was für ein unbeschreiblicher Erfolg das Konzept werden würde. Von einem bunten Tag mit 30 verschiedenen Wettbewerben hat sich das Turnier zu einer der größten pferdesportlichen Veranstaltungen im Land entwickelt. Ganz gleich ob Fahrer, Voltigierer oder Reiter, ob im klassischen, Western-, Tölt-, Barock- oder Damensattel, oder auch am Boden, vom Shetland Pony bis zum Shire Horse kommen Pferdefreunde aus ganz Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und sogar Dänemark zusammen, messen sich in der Vielfalt der bunten Wettbewerbe und feiern gemeinsam die Freude am Pferd.
Inzwischen dürfen wir uns für dieses Event jedes Jahr über etwa 1.000 Nennungen mit 600 Pferden und Ponys in rund 90 Wettbewerben freuen, die mit ihrer Vielfalt mehrere Tausend Zuschauer aller Altersklassen begeistern. Das „Pferdefest des Nordens“ ist der Höhepunkt des Jahres für die Breitensportler, ein unvergessliches Erlebnis für Teilnehmer und Besucher und ein Spaß für die ganze Familie.
Da stellt sich nun unweigerlich die Frage: „Wie macht man aus dem größten Breitensportfest des Jahres ein noch größeres Fest?“
Mehr als 40 Ehrenamtler aus den verschiedenen Verbänden suchen schon seit September des letzten Jahres nach Antworten auf diese große Frage und das ist beileibe nicht einfach, denn schließlich sind sie und ihre rund 300 ebenfalls ehrenamtlichen Helfer schon beim „normalen“ Turnierablauf rund um die Uhr in Action.
Beim ersten Planungstreffen im Januar liegen dann Ergebnisse vor. Ein großes Schauprogramm soll es geben. Aber nicht eine Gala-Show mit großen auswärtigen Namen, wie man sie von den Messen kennt, nein, die aktiven Breitensportler aus dem Land sollen zeigen dürfen, was sie und ihre Pferde verbindet. Außerdem wollen wir die Besucherkinder mehr ins Geschehen einbinden – die „Pony-Olympiade“ wird geboren. Ein Jubiläumsprogrammheft soll es geben, mit Fotos und Anekdoten aus den vergangenen Jahren, die Ehemaligen müssen eingeladen werden, die Breitensportbeauftragten aus den anderen Verbänden, und, und, und… Ach ja, und unsere bewährten Wettbewerbe dürfen natürlich auch nicht zu kurz kommen.
Damit ist der Startschuss gefallen. 8 Monate sind es noch bis zum Turnier. Das klingt erst mal viel. Ist es aber nicht.
Da heißt es zunächst einmal die Ausschreibung zusammenstellen (Haben wir dafür genug Helfer? Haben wir dafür ausreichend Zeit und Platz? Welches Material benötigen wir dafür? Das muss unbedingt mit rein! Könnten wir nicht auch…? Wollen wir vielleicht…? …), die Plakate und Flyer designen (Wie soll man bloß ein Plakatfoto finden, dass 20 Jahren kunterbunten Breitensport wiederspiegelt?) sich mit allen Verbänden und Engagierten untereinander abstimmen, Aussteller einladen (Gibt’s wieder Döner? Wer macht denn dieses Jahr die Helferverpflegung? Haben wir noch Platz für einen 8m-Süßwarenstand? Können wir Firma X und Firma Y nebeneinanderstellen?), Sponsoren suchen und das Ganze dann schließlich an die potenziellen Teilnehmer und Besucher bringen.
Während die Verbände jetzt einen Moment durchatmen können, beginnt nun der Trubel für unsere – ebenfalls ehrenamtlichen – Meldestellen. Von Erklärungen, wie das Nennformular auszufüllen ist, über Fragen zu bestimmten Wettbewerben, bis hin zum Wunschplatz für das Paddock geben sie alles um den Teilnehmern einen entspannten Start zu ermöglichen. Und auch wenn jeder Verband eigene Ansprechpartner für die Wettbewerbe hat, sind die Meldestellen doch immer noch der Hauptanlaufpunkt – schon bevor man überhaupt auf dem Turnierplatz angekommen ist.
Vom Nennschluss an herrscht dann bei allen Beteiligten 6 Wochen Ausnahmezustand.
Nun werden Teilnehmerzahlen ausgewertet, Schleifen und Plaketten geordert, Zeit-, Platz- und Materialpläne und gefühlte 1000 andere Listen, Protokollbögen, etc. erstellt, Richter eingeladen, weitere Helfer akquiriert, Helferverpflegung geplant, Genehmigungen eingeholt, Infos verteilt, Ehrengäste und Kutschen für selbige eingeladen (Wo bekommt man bloß Adressen von Leuten her, die vor 20 Jahren mal hier waren? Haben wir auch niemanden vergessen? Da war doch damals noch…? Wer kommt denn jetzt eigentlich? Wer hält Reden und wer schickt Grußworte? Haben wir genügend Plätze auf der Kutsche?), das Programmheft zusammengestellt, Stoßgebete gen Himmel geschickt, dass Schleifen und Plaketten ausreichen und die Programmhefte rechtzeitig eintreffen mögen… Und zum Jubiläum werden – so ganz nebenbei – noch die Bewerbungen für den Show-Abend gesichtet, die Stationen für die Pony-Olympiade entwickelt, hunderte von Schokoherzchen auf „Danke-Kärtchen“ als kleine Überraschung für die Helfer geklebt, Fotos und Materialien aus 20 Jahren Breitensportturnier digitalisiert und für die Jubiläumsdekoration aufbereitet…
Unzählige Male ruft in dieser Zeit der Sicherheitsdienst in der Segeberger Geschäftsstelle an und fragt, ob wir zu so später Stunde immer noch arbeiten und unzählige „Nachtschichten“ stehen auch bei den Ehrenamtlern an, die nun nach Arbeit, Kind und Kegel noch ihre Wettbewerbe und Organisation vorbereiten.
Dann ist es so weit. Schon am Donnerstag vor dem Turnier trifft unser bewährtes Aufbau-Team ein, um die grüne Wiese in einen bunten Turnierplatz zu verwandeln. Plätze vorbereiten, Dressurvierecke aufbauen, Material ausbringen, das eine oder andere reparieren… Dazwischen trudeln die ersten Aussteller ein. Das Bild des ganzen Platzes wandelt sich. Freitag stößt das Paddock-Team dazu und markiert unermüdlich Paddock- und Parkplätze, damit sich alle zurecht finden. Auch Meldestellen, Technik, Ansage, Gastro-Chefin und die ersten Teams der Verbände kommen an, man kennt sich, begrüßt und umarmt sich, baut nebenbei weiter auf und man ahnt, welch fröhliches Bild sich in den nächsten zwei Tagen auf der Rennkoppel bieten wird. Hand in Hand und Seite an Seite entsteht so der Schauplatz für das Pferdefest des Nordens, während bereits die ersten Teilnehmer ihre Paddocks beziehen.
Samstag Morgen. 5 Uhr. Während die einen noch schlafen und die anderen sich langsam aus dem Bett schälen, ist das Gastro-Team schon längst auf den Beinen und bereit liebevoll Frühstück für das ganze Team vor – wir erinnern uns, wir sprechen von etwa 300 Helfern.
Gegen halb 7 beginnt der Platz dann zu erwachen, die letzten Aufbauten werden vorgenommen, Kassenteam und Ordner beziehen ihre Posten, die letzten Infos werden verteilt, Sanis und Tierarzt gehen in der Hoffnung auf einen ruhigen Tag auf Position, die ersten Teilnehmer blinzeln aus ihren Zelten und werden von ihren tiefenentspannten Pferden begrüßt. Gegen 8 Uhr weckt das Ton-Technik-Team dann den Platz mit musikalischer Beschallung und während die Ansage noch ein paar Worte an die Frühaufsteher richtet, beginnen bereits die ersten Wettbewerbe.
Nun geht alles seinen Gang. Das Team ist perfekt eingespielt, einige sind bereits seit 20 Jahren dabei, andere zum ersten Mal, doch dank des Miteinanders findet jeder seinen Platz. Die einen stehen im Mittelpunkt und moderieren und dirigieren durch ihre Wettbewerbe, die anderen werkeln und organisieren hinter den Kulissen all die tausend Kleinigkeiten, von der Klebeband-Beschaffung über die Kaffee-Dauerversorgung bis zur Hilfe beim Verladen, die zwar von den Wenigsten gesehen werden, ohne die das Turnier aber nicht das wäre, das es ist. Und das Zusammenspiel funktioniert. Das 20. Pferdefest des Norden läuft.
Die Pony-Olympiade erweist sich als voller Erfolg. Vom Steckenpferde-Ringreiten über den „Heißen Draht“ bis hin zum Bullenreiten toben die Kinder über den Platz. Das Fohlenchampionat erfreut sich beim Publikum größter Beliebtheit, zu niedlich sind die kleinen Fellnasen, wie sie über den Platz traben und toben. Westernreiter und Islandpferde zeigen ihr Können, die Gelassenheitsprüfungen sind für den gesamten Tag ausgebucht, auch klassischere Wettbewerbe wie der Caprilli-Test oder eine Dressuraufgabe für Springreiter finden Platz, auf den ruhigeren Plätzen gibt es farbenfrohe Voltigierdarbietungen und phantasievollen Küren von der Barockgala bis zur Piratenshow zu bewundern, Mounted Games und Cross-Country Ringreiten fordern die Geschicklichkeit der Teilnehmer heraus, manch einer wagt sich in gebisslose Wettbewerbe oder hat den Reitbegleithund bei Fuß – oder Huf - und allerorten zeigt sich, zu was für tollen Teams Zwei- und Vierbeiner zusammenwachsen können.
Unterdessen wandern Ehrengäste und Presse mit Antje Voß, der Breitensportbeauftragten des PSH, über den Platz und vom Landrat über den Vorsitzenden der Sportjugend bis zu den Vertretern der anderen Landesverbände und sogar der FN sind alle beeindruckt von der Freude, der Vielfalt und dem Engagement, von denen das Pferdefest des Nordens lebt.
Fast heimlich, im Hintergrund wird inzwischen der Show-Abend vorbereitet. Technik und Orga-Team stehen bereit um die Abläufe zu koordinieren und die Show-Teams strahlen vor Freude – und vielleicht auch ein klein wenig vor Lampenfieber, als sie sich Aufmachen, das Publikum zu begeistern. Von der Dressur- und Springquadrille über mitreißende und poetischen Fahr- und Voltigierdarbietungen bis zum Handpferdereiten, der Arbeit am langen Zügel, Zirkuslektionen und Frei-Arbeit ist alles vertreten, was den Breitensport ausmacht. Selbst Hunde und Esel sind dabei, die hölzernen Doppelgänger von Marius und Totilas machen selbst die Umbaupausen zu einem Erlebnis und auch wenn mal etwas anders läuft als geplant, zeigen die Teams, dass die Partnerschaft immer über dem Showeffekt steht und verdienen sich damit einen Extra-Applaus.
Tag 1 ist so gut wie geschafft. Und weil der Wettergott uns wohlgesonnen ist und uns eine laue Sommernacht beschert, können wir den Abend nach der großen Show noch gemütlich beim Moonlight-Trail der EWU ausklingen lassen.
Am Sonntag Morgen beginnt das ganze Spiel, vom Schnittchen schmieren bis zur Ehrengästeführung, von vorn. Heute stehen auch die Wettbewerbe im Gelände und die letzte Etappe der Nordstafette an. Die Teilnehmer der Rallye, der Streckenfahrt und des Eignungstest für Freizeitpferde und Ponys genießen den Morgen im sommerlichen Ihlwald, während das bunte Treiben auf dem Platz gleichzeitig weitergeht.
Auch heute gibt es für Klein und Groß alles, was das Herz begehrt. Die Kleinsten starten schon früh am Morgen mit dem Präzisionsparcours, Kostümvoltigieren und einem Führzügelwettbewerb im Kostüm, bei denen der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind. Da kann es auch schon mal vorkommen, dass die Prinzessin nicht auf der Erbse, sondern auf dem Pony sitzt und die Erbse das Pony führen darf oder 101 Dalmatiner auf einem Pferd turnen. Unterdessen lassen die schweren Jungs und Deerns beim Kaltblutvierkampf die Erde beben, während kleine und große Vierbeiner beim Horse-Agility über den Platz flitzen und den Parcours dabei mal mehr und mal weniger als vorgegeben betrachten.
Um kurz vor 12 trifft die Stafette auf dem Platz ein und für das Springer-Team geht es an den kompliziertesten Teil des Tages. Nun gilt es nämlich, den berittenen Fanfarenzug, Stafetten, Teilnehmer und Ehrengästekutschen so zu sortieren und einzuweisen, dass alle beim großen Aufmarsch Platz finden und sich nicht beim Einmarsch verknäulen.
Zum Jubiläum funktioniert das vorbildlich und so haben wir die perfekte Kulisse um noch einige unserer besonders verdienten Ehrenamtler auszuzeichnen.
Eigentlich müssten wir alljährlich alle Helfer auszeichnen, aber das würde doch den Rahmen der Veranstaltung sprengen, weshalb wir uns jedes Jahr für ein paar entscheiden müssen. In diesem Jahr stehen Torsten Ralf (17 Jahre technische Leitung), Nicole Günzl (15 Jahre Quadrillen), Birgit Nauenburg (15 Jahre Kaltblutvierkampf), Bernd Stahmer und Frank Dickvoß (20 Jahre Tontechnik) sowie Birte Thormählen und Inge Welzel (10 Jahre zentrale Meldestelle) auf dem Plan. Gar nicht so einfach, den fleißigen Trupp von seinen Posten zu holen, zumal wir sie ja überraschen wollen, aber auch das gelingt schließlich. Ein Dankeschön geht auch an Susanne Plötz, für 17 Jahre hauptamtliche Unterstützung, und Maria Petzold, die vom ersten Tag an kein einziges Turnier verpasst hat und stellvertretend für alle geehrt wird, die mit so viel Leidenschaft und auch Fairness dabei sind.
Anschließend geht es im Wettbewerbsgeschehen weiter. Die Mounted Games ermitteln die Sieger ihres Wochenendes, nachdem Samstag Abend schon Widukind Moormann ausgezeichnet wurde, weil er mit seinem Pony Waterdieks Wilja in diesem Jahr zum dritten Mal den Weltmeistertitel in den Individuals erreiten konnte. Aktionsparcours und Sportstafette sorgen noch einmal für Stimmung und während noch auf 6 Beinen gefahren und die eine oder andere Kür oder Rittigkeitsprüfung gezeigt wird, klingt das Turnier langsam aus.
Die ersten Plätze werden schon wieder abgebaut, die „Paddock-Ladys“ eilen über den Platz um die Paddocks abzunehmen, damit die Teilnehmer sich auf den Heimweg machen können und nach und nach verabschiedet man sich voneinander.
Doch der Abschied ist nicht für lang, denn nach dem Turnier ist vor dem Turnier und noch im Herbst wird man sich für die nächsten Planungen wieder treffen…
Impressionen von damals...
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... und von heute
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